
Mehr Wasser!
In Deutschland werden, als Resultat der Starkregenereignisse der vergangenen Jahre, zurzeit Millionen Euro in der Erde vergraben: Marode Abwasserkanäle werden erneuert und vergrößert, Regenwasserrückhaltebecken gebaut. Überschwemmungen sind besonders eindrückliche Warnzeichen des Klimawandels. Alles wird dafür getan, die Wassermengen möglichst schnell aus den Städten herauszubringen.
Die andere Seite des Klimawandels, Hitzeperioden mit kreislaufbelastenden tropischen Nächten haben weniger sichtbare, wenn auch nicht weniger dramatische Folgen. Als Folge des Hitzesommers 2003 starben in Europa 70000 Menschen, schätzt das französische Gesundheitsforschungsinstitut Iserm. Besonders gefährdet sind alte und sehr junge Menschen in städtischen Hitzeinseln.
Dabei könnte das Eine – der Wasserüberfluss der Starkregenereignisse – bei der Linderung des anderen Problems, nämlich bei der Kühlung der Hitzeinseln in unseren Städten, einen wichtigen Beitrag leisten. „Die Schwammstadt“ ist das Leitbild eines an die Erderwärmung angepassten Siedlungsraumes. Wir brauchen das Wasser, das vom Himmel fällt, auch und gerade bei Starkregenereignissen, damit wir in Hitzeperioden die Umgebungstemperatur senken können. Wie ein Schwamm sollten unsere Städte das Wasser festhalten und möglichst wenig an den umgebenden Raum verlieren. So kann es im Boden versickern und die Grundwasserspeicher auffüllen. In Hitzeperioden kann es dann wieder aufsteigen, verdunsten und die Umgebungstemperatur senken. Die „Schwammstadt“ mindert aber auch die Hochwassergefahr flussabwärts.
Wichtig ist, möglichst viele Flächen im besiedelten Raum für Versickerung und Speicherung zur Verfügung zu stellen: Dächer und Fassaden zu begrünen, versiegelte Flächen zu entsiegeln bzw. versickerungsoffene Bauweisen zu wählen, Notwasserwege (für den Oberflächenwasserabfluss bei Starkregenereignissen) zu bauen, die das Regenwasser in Versickerungsmulden und Verdunstungsteiche und Verdunstungsseen leiten. So kann später genügend Wasser in Hitzeperioden verdunsten und dabei die Umgebung abkühlen.
Und wer kühlt genau? Das ist nicht nur die Oberfläche der Erde oder der Wasserflächen, sondern es sind die Pflanzen, die dann gleichzeitig Lebensraum für viele Tiere schaffen (können).
Schon lange, bevor wir uns mit den Folgen der Erderwärmung beschäftigen mussten, war es Ziel von uns Naturgärtnern, das Regenwasser möglichst auf der Fläche zu halten und „etwas Schönes und Lebendiges“ daraus zu machen. Dies Heft von Natur&Garten bietet eine wahre Fundgrube an Ideen, wie wir verantwortungsvoll und klimafest mit Wasser im Garten und im Siedlungsraum Lebensräume gestalten können, vom klitzekleinen Topfteich bis zu großen naturnah begrünten Versickerungseinrichtungen.
Ulrike Aufderheide
100 Seiten
Gewicht: 376g
100% Recyclingpapier